Kannst du es dir erlauben, nicht zu meditieren?

Niemand, der bei klarem Verstand ist, stellt die Notwendigkeit in Frage, auf seine körperliche Gesundheit zu achten - sich zu bewegen, ausreichend zu schlafen und sich gesund zu ernähren. Als Gesellschaft haben wir die Tendenz, uns nur auf das Körperliche zu konzentrieren, jedoch muss vor allem der Verstand an erster Stelle stehen.

Es ist wunderbar, dass unserer psychischen Gesundheit in der heutigen Zeit viel mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. Es ist ein vielversprechender Anfang, aber er geht nicht weit genug, da Probleme wie Angstzustände, Stress, Burn-out und Depressionen Symptome eines bereits ungesunden Geistes sind. Auch wenn wir nicht explizit unter dem oben genannten leiden, ist der Geist durch die verschiedensten Umwelteinflüsse einer durchschnittlichen Person aus dem Gleichgewicht geraten. Untersuchen wir die Thematik etwas genauer mit vier Fragen:

1. Wirst Du jemals durch das Verhalten anderer Personen, widrigen Umständen oder Pech aus deiner Bahn geworfen oder verärgert? Und denkst Du, dass wenn dieses Problem allein geklärt wäre, alles wieder in Ordnung in der Welt wäre?

Wenn wir verärgert sind, neigen wir dazu, einen Schuldigen zu suchen. Gleiches gilt übrigens für angenehme Erlebnisse. Wir übersehen die innere Ursache unserer Not. Dies ist das erste Ungleichgewicht.

2. Hält dich dein Verstand jemals zurück, sei es bei der Arbeit oder im täglichen Leben, weil du deine Aufmerksamkeit nicht konsequent halten kannst, ohne abgelenkt zu werden oder den Fokus zu verlieren?

Wir neigen dazu, diese Situationen als „Multitasking“ zu verherrlichen. Die Wahrheit ist, dass wir in unserer modernen, digitalisierten Welt alle unter einem gewissen Grad an Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) leiden - einem weiteren psychischen Ungleichgewicht.

3. Ist dir aufgefallen, dass du in Bezug auf bestimmte Ereignisse meistens vorurteilsfrei oder voreingenommen bist? In deinen Gedanken weißt du, dass du Recht hast, aber trotzdem mühselig dabei zusiehst, wie dir niemand zustimmt.

Sogar gerechte Empörung ist ein Symptom für seelisches Leiden. Wenn wir jedoch der Täuschung zum Opfer fallen - einem völligen Missverständnis der Realität - ist der Geist ernsthaft aus dem Gleichgewicht geraten. Man könnte sogar sagen, dass die meisten unserer Wahrnehmungen tatsächlich verzerrt sind, aber dem können wir entgegenwirken. Dies ist die dritte Art von geistigem Ungleichgewicht.

4. Reagierst du jemals übermäßig oder unangemessen mit deinen Handlungen, Worten oder Gedanken, wenn jemand oder etwas in dir Ärger, Groll oder Frustration auslöst?

Es gibt einen Unterschied zwischen Reaktionen und Antworten. Diese zwei Instanzen haben sogar unterschiedliche neuronale Korrelate im Gehirn. Wenn wir Kniesehnenreflexe wahrnehmen, wird unser sympathisches Nervensystem angesprochen und befindet sich sofort im Stress-Modus. Wir leiden unter einem sogenannten Amygdala-Überfall. Auch dies ist ein Zeichen für ein geistiges Ungleichgewicht.

Du kannst dies alles einfach als Teil des Menschseins rechtfertigen. Aber hier gibt es ein entscheidendes Problem. Wenn dein Geist dich durch eines der oben genannten Probleme quält, hast keinerlei Chancen, eine nachhaltige Form des Wohlbefindens zu erleben. Und was könnte man sich bloß mehr wünschen, als das perfekte Wohlbefinden?

Hier kommt die Meditation ins Spiel. Das Sanskrit-Wort dafür ist "Bhavana", was einfach "Kultivierung" bedeutet - die Kultivierung des Geistes. Anders als du vielleicht denkst, bedeutet dies nicht unbedingt, stundenlang auf einem Kissen zu sitzen oder eine andere Aufgabe zur To-do-Liste hinzuzufügen.

Es bedeutet, zu lernen, Wünsche und Bestrebungen zu erschließen, die deinem eigenen Wohlbefinden und dem der Menschen in deiner Umgebung zugutekommen sollen. Zu lernen, zu einem bestimmten Zeitpunkt zu erkennen und sich dessen bewusst zu sein, worauf du dich eigentlich konzentrieren möchtest; den Unterschied zwischen dem, was objektiv geschieht und dem, was wir auf die Realität projizieren, zu verstehen; und die Aufrechterhaltung eines introspektiven Bewusstseins unserer emotionalen Landschaft und Reaktionen.

Dies sind vier verschiedene Aspekte des seelischen Gleichgewichts, die für unser seelisches Wohlbefinden unverzichtbar sind. Können wir es uns wirklich leisten, nicht zu meditieren?